Eine Festtagsseite für den Apostelaltar

Hymnen auf Goldglanz

Die Mitte der Kirche ist der Altar – natürlich nicht im geometrischen Sinn, sondern was die Aufmerksamkeit und Orientierung angeht. Die Architekten Dominikus Böhm und Martin Weber haben das durch eine ausgeklügelte Lichtregie verstärkt. Aus dem dunklen Eingangsbereich (das Oberlicht über dem Portal wurde erst 1988 eingebaut*) tritt man in den nur spärlich belichteten Hauptraum. Den Altarraum fluten zwei raumhohe Lanzettfenster mit hellem Tageslicht. Das Besondere: Die Fenster sind allesamt weitgehend unsichtbar.

Doch damit nicht genug. Der Altar war einst „durch reiches Gold besonders hervorgehoben“. Diese Bemerkung aus der Einweihungsschrift kann sich nur auf die Predella (den Unterbau) der Aposteltafeln beziehen, die einst ein quadratisches Wabenmuster überzog, das offenbar vergoldet war. Im Zentrum dieser Leuchterbänke befand sich der Tabernakel.

Für das Retabel (den Aufsatz) des Altars fertigte der Frankfurter Bildhauer und Medailleur Paul Seiler (1873–1934) vierzehn Tafeln mit den Bildern der zwölf Apostel und der hl. Dreifaltigkeit im Zentrum.

Originaler Altaraufbau in Dettingen

Auf Veranlassung des Bischofs musste allerdings 1932 ein neuer Altaraufsatz beschafft werden, da dem ursprünglichen ein verschließbarer Aussetzungsthron für die Monstranz fehlte. Die neue Anordnung schuf die Würzburger Bildhauerin Hede (Hedwig) Rügemer (1898–1946), die auch die Josefsfigur des rechten Seitenaltars, die Predellen, Leuchter und Kreuze der beiden Seitenaltäre, sowie die Heiligenfiguren des Bruder Konrad, der Therese von Lisieux und des Antonius von Padua gestaltete. Fortan stand eine ebenfalls vergoldete Kombination aus Tabernakel (unten) und Aussetzungsthron (oben), flankiert von Terrakottaplatten mit Engels- und Evangelistendarstellungen auf einer neuen, ebenfalls aus Tonplatten gefertigten Predella. Die Aposteltafeln wurden an die Seitenwände des Altarraums verbracht. Dabei ging die Dreifaltigkeitsdarstellung verloren.**

Altaraufbau von Hede Rügemer

Anhand von historischen Fotos kann diese, die ursprüngliche Aufstellung der Aposteltafeln und die vergoldete Predella allerdings rekonstruiert werden. Eine solche Rekonstruktion des Originalzustands war bereits 2016 geplant, scheiterte damals aber am Votum des Pfarrgemeinderates, und das obwohl sich bereits ein Sponsor gefunden hatte.

Rekonstruktion des originalen Altaraufbaus

Zum Abschluss des Jubiläumsjahrs wurde nun eine „Festtagsseite“ der Predella geschaffen. Sie wurde erstmals zum Abschlussgottesdienst beim Symposium anlässlich des hundertjährigen Jubiläums gezeigt und soll fortan in der Weihnachts- und Osterzeit sowie am Patronats- und Kirchweihfest sowie weiteren besonderen Anlässen gezeigt werden. Sie ist ebenfalls vergoldet und ermöglich somit schon einen kleinen Eindruck der Rekonstruktion des Originalzustands. Zwei Strophen aus dem Hymnus des Festes der Apostelfürsten Petrus und Paulus zieren die mit Folie bezogene Leichtbauplatte. Zentral ist ein schlichtes Kreuz angebracht. Die Typographie lehnt sich an Schriften der 1930er Jahre an, die Böhm immer wieder in Fenstern und anderen Objekten kunstvoll variiert hat. Gleichzeitig ist eine indirekte Beleuchtung der Aposteltafeln integriert, was den Altar abermals besonders betont.

Großwelzheim Kommunionbank
Großwelzheim Kommunionbank von Dominikus Böhm 1927
Freihalden Fenster
Freihalden Fenster von Dominikus Böhm 1929

Bleibt zu hoffen, dass in einem Gesamtkonzept auch die Wiederherstellung des Originalzustands des Altaraufbaus möglich wird. Bis dahin besingen die Hymnenstrophen die Patrone der Kirche:

Heiliger Petrus, Fels auf dem die Kirche steht,
Hüter der Herde, die dir Christus anvertraut,
einst hast du weinend den Verrat am Herrn bereut,
zeigst nun im Tode, dass du wirklich ihn geliebt.

Heiliger Paulus, Bote du des neuen Heils,
Künder des Wortes, der die Völker Wahrheit lehrt,
einst hast du eifernd Christi Jüngern nachgestellt,
legst nun im Sterben Zeugnis ab mit deinem Blut.


Anmerkungen

* Vgl. Semper reformanda. 75 Jahre Veränderungen, in: Michael Pfeifer (Hg.), Sehnsucht des Raumes, Regensburg 1998.

** Näheres dazu in: Michael Pfeifer, Altäre in Dettingen. Neue Erkenntnisse zu ihrer Geschichte, Aschaffenburg 2022.


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